Eines vorweg: Unser Sohn war ein extremes Schreibaby und hatte bis zum Alter von 2 Jahren eine Durchschlafstörung. Ich weiß, wie schlimm das ist. Wahnsinnig, unfassbar, unbeschreiblich nervenzerreißend und belastend! Und in unserer Ratlosigkeit haben auch wir irgendwann mal versucht, ob es nicht doch hilft, ihn schreien zu lassen. Das Ergebnis: Wir haben uns furchtbar gefühlt, er hat wahnsinnig geweint, das Schlafen war nach zwei furchtbaren Nächten für 2 Tage besser und danach mindestens so schlimm wie vorher. Ich weiß, dass viele von guten Erfahrungen berichten. Aber selbst wenn es scheinbar "klappt", gibt es gute Gründe, Babys nicht schreien zu lassen:
Kaum ein Lebewesen kommt so „unreif“
und hilfsbedürftig auf die Welt, wie der Mensch. Ohne „Beschützer“
ist der kleine Mensch jeder Gefahr hilflos ausgeliefert. Daher haben
Babys und Kleinkinder das instinktive Bedürfnis, auch nachts nicht
allein gelassen zu werden. Gerade Babys können noch nicht
verstehen, dass die Eltern „direkt nebenan“ sind – allein ist
für das Baby schlichtweg allein. Nicht allein schlafen zu wollen ist
also kein Anzeichen dafür, dass das Baby verwöhnt ist – sondern
einfach ein evolutionär bedingter Selbstschutz eines hilflosen
Wesens. Einschlafen erfordert Loslassen – und um loslassen zu
können, muss man sich sicher fühlen. Und genau dazu brauchen die
meisten Babys und Kleinkinder liebevolle Begleitung.
Das kleine Kind schreien zu lassen
führt zu großer Angst, erschüttert das Urvertrauen und kann viele
ernsthafte Folgeschäden verursachen.
Dafür, dass das Schreien lassen häufig
„funktioniert“, gibt es eine traurige Erklärung: Wenn höhere
Säugetiere sich aus einer beängstigenden Situation weder durch
Kampf noch Flucht befreien können, verfallen sie in eine Starre –
evolutionär erklärbar geben sie mit den Hilfeschreien, die offenbar
nichts nützen, auf, um nicht unnötig weitere Energie
zu vergeuden oder Fressfeinde auf sich aufmerksam zu machen. (vgl.
„Kinder
verstehen“ von Herbert Renz-Polster).
Dass Babys irgendwann aufhören zu schreien, heißt
also nur, dass sie völlig erschöpft aufgeben – nicht, dass sie
sich sicher fühlen.
„Kinder
sind nicht anspruchsvoll. Bei den Dingen, die ihnen nicht wichtig
scheinen, sind sie stets bereit, sich unseren Launen zu fügen und zu
tun, was wir von ihnen verlangen. Aber wenn wir fordern, dass sie
alleine schlafen, dann verlangen wir etwas, was ihren grundlegendsten
Instinkten widerspricht, und der Kampf ist zäh. (...)...denken Sie
daran, dass Sie Ihrem Kind nichts beibringen (alleine zu schlafen,
d.V.), was es selbst braucht,sondern eine Fähigkeit, die Ihnen
nützt,wenn es sie erwirbt. Sie tun Ihrem Kind
keinen
Gefallen, sondern bitten es um einen Gefallen. Wenn es Ihnen diesen
Gefallen tut, dann müssen Sie ihm dankbar sein. Und wenn nicht, dann
tragen Sie es mit Geduld; das Kind ist zu nichts verpflichtet.“
(González,
2006: 162,16)
Es folgt ein Post mit sinnvollen Alternativen.
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